Hast du den schönsten Augenblick deines Lebens schon erlebt?
2. Juni 2015Ankunft in Bangkok. Maden schmecken speckig!
1. Januar 2016Nach unserer wundervollen Schwedenreise verspüre ich eine Riesensehnsucht nach dem Norden.
Wir müssen da unbedingt noch einmal hin!
So startet am 2. Juli 2015 unser Trip nach Norwegen.
Der Flieger bringt uns zunächst von Wien nach Hamburg und nach einem kurzen Aufenthalt weiter nach Oslo.
Wir fliegen mit einer kompakten Propellermaschine, deren Brummgeräusche meinen Magen rumoren lässt. So intim wie die Passagiergesellschaft ist auch die Boarding-Crew, sie besteht lediglich aus Pilot und einem kessen Co-Piloten, der später auch das Servieren von Snacks und Getränken übernimmt. Er ist so charmant, dass sogar Stefan entzückt ist, und schenkt uns mit so einer zarten Hingabe Gin Tonic ein, als würde er einer kleinen Amsel Geburtshilfe geben. Im Nachhinein werde ich das witzig finden und noch oft darüber schmunzeln, momentan plagt mich allerdings starke Migräne und ich bin froh, als wir sicher in Oslo landen.
Mein Freund Stefan und ich haben uns bei dieser Reise entschieden, mit einem gemieteten Wohnmobil zu reisen. Wir haben bislang noch keine Route geplant. Es ist wie immer dasselbe. Der Vermieter des Wohnmobils beglückwünscht uns dazu: „Great decision, Norway will teach you the way!“ versichert er uns freundlich, wendet sich aber kurz darauf wieder seinem Laptop zu. Er ist, wie wir später erfahren, ein klassisches Beispiel für die norwegische Mentalität: Freundlich, höflich, dabei aber nicht übertrieben extrovertiert und im Zweifelsfall wird lieber geschwiegen als gelabert.
Es ist 13 Uhr, die Sonne heizt vom Himmel und wir machen, dass wir uns in die Klimaanlage des Fahrzeuges flüchten, das für die nächsten Wochen unser Zuhause sein wird.
Nicht einmal zwei Stunden später dreht sich der Wind, die Wolken schieben sich vor die Sonne und es ist plötzlich deutlich frischer. Alles klar, Norwegen ist tatsächlich sehr launenhaft in Bezug auf das Wetter.
Um zunächst einmal in Oslo anzukommen und um uns in den nächsten Tagen versorgen zu können, fahren wir einkaufen. Ein Liter Sojamilch, Kaffee, ein paar Äpfel, Bananen, Tomaten, Nudeln, eine Flasche Wein, Klopapier und ein paar Kekse- unser Einkauf ist locker zu zweit zu tragen und wirklich nicht großartig, trotzdem zahlen wir saftige 70 Euro dafür. Hier bestätigt sich: Selbst Grundnahrungsmittel sind in Norwegen tatsächlich sehr, sehr teuer. Weit über Durchschnitt bezahlt man allerdings für Alkohol, für den man ein „System Bolaget“ aufsuchen muss.
Dennoch: Wer Geld sparen will, ist in Norwegen gut beraten, sich die meiste Zeit selbst zu versorgen und zu kochen.
Ein Clubsundwich um 14 Euro in einem Irish-Pub ist keine Seltenheit, dazu noch ein zwei Getränke und das ganze mal zwei und du hältst schnell eine Rechnung von 60 Euro in der Hand.
Als wir ins Zentrum von Oslo fahren, fällt uns sofort die absolute Ruhe in Straßenverkehr auf.
Kein Gehupe, kein Gedrängel, Durchschnittsgeschwindigkeit in Ortschaften beträgt sehr oft nur 30 kmh, außerhalb meistens 80 kmH (ja, auf Landstraßen und auf Autobahnen!). Ich wundere mich, dass sich wirklich jeder daran zu halten scheint. Dann klärt mich Google auf: „Das Überschreiten der Geschwindigkeitsgrenzen wird in Norwegen mit Geldstrafen bis zu 7800 NOK (etwa 1000 Euro) oder in ernsteren Fällen mit Gefängnisstrafen relativ hart bestraft.“
Alles klar, dann lieber nicht drängeln.
Unser erster Tag in Norwegen endet schließlich an einem Badesee direkt am Stadtrand. Es sind viele einsame, abgelegene Seen, die wir in den nächsten Wochen noch erleben werden, allerdings wissen wir das jetzt noch nicht.
Ich sehe auf die Uhr. Irgendetwas stimmt nicht. Achja, die Sache mit der Finsternis, die hier um diese Jahreszeit nicht existiert. Es wird nur leicht dämmerig, schwarze Dunkelheit kennt der Norden im Sommer nicht.
Ungeschickt versuche ich, die Rückscheiben unseres Wohnmobils abzukleben, ich kann bei dieser Helligkeit bestimmt nicht einschlafen. Außerdem ist es irgendwie, als würde uns der Mond beobachten.
„Morgen hast du dich schon daran gewöhnt!“, versichert mir Stefan. „Denk an Schweden!“
Ich protestiere. Aber natürlich hat er wieder einmal recht.
Am nächsten Tag werde ich von einem so märchenhaften Sonnenaufgang geweckt, dass ich noch im Halbschlaf sofort zur Kamera greife, sie nach den ersten Schüssen aber gleich wieder sinken lasse. Lieber still genießen, so lange es geht. Stefan grinst mich an. Er erkennt natürlich sofort, dass ich prächtig geschlafen habe und beginnt, mit unserem kleinen Gaskocher Kaffee aufzusetzen. Wir hören, während wir Marmeladebrötchen frühstücken und uns noch einmal in unser kleines Couchbett schmiegen, norwegisches Radio. Von dem, was gesprochen wird, verstehen wir original gar nichts, außer dem, was von Bedeutung für uns ist: Der Wetterbericht. Dieser kommt auf englisch und verspricht uns 26 Grad und Sonnenschein! Yeah.
Heute brechen wir auf nach Lillehammer, rund 180 Kilometer von Oslo, und besuchen die bekannte Lysgårds-Schanze. Es wird uns angeboten, mit dem Sessellift bis ganz nach oben zu fahren, aber so unsportlich sind wir dann auch wieder nicht, natürlich gehen wir zu Fuß! Fröhlich und gut gelaunt trete ich mich bei meinem Wanderpartner den Aufstieg an. 25 Minuten später ist mir mein Grinsen vergangen, meine Zunge hängt mir raus und ich klopfe auf meine brennenden Oberschenken. Verdammt, wie steil ist das hier eigentlich?! Stefan lacht mich aus. „Was ist los? Willst du dich lieber zu den ladys gesellen?“ Er winkt einer Gruppe Japanerinnen, die im Sessellift an uns vorbeifahren und begeistert zurückwinken. Kurz darauf werde ich auf ihren Fotos verewigt. Tolles Motiv: Erschöpfung Österreicherin beim Pistenaufstieg, sehr authentisch!
Als ich am Aussichtspunkt der Lysgårds-Schanze sitze, ist alles vergessen. Einmal mehr empfinde ich tiefsten Respekt vor den Sportlern, die sich hier runtertrauen.
Den Abstieg absolvieren wir dann doch mit dem Sessellift. Ich habe riesen Hunger und freue mich auf einen Besuch in einem der vielen Pubs, an denen wir heute bereits vorbeispaziert sind…
Tag 3
Sonniger Morgen. Nach etlichen Zwischenstopps („hier ist’s soo schön, bleib doch bitte mal stehen!“) landen wir schließlich in Alesund-Stadt.
Eine traumhafte Altstadt mit wunderschöner Architektur und einem charmanten Flair. Hier trifft typisch schwedischer Chic auf Künstler-Szene, eine tolle Mischung.
Wir schlendern durch Seitengassen und an der Küste entlang, genießen das Gefühl der Entschleunigung und die generelle Ruhe, die in Norwegen vorherrscht. Das Land scheint richtig in sich zu ruhen, man spürt die liberale Gesinnung und eine aufrichtige, unübertriebene Gutherzigkeit.
Tag 7
Mittlerweile sind wir in Hellesylt. Hier verbringen wir noch eine Nacht, bevor wir die Fähre nach Geiranger nehmen.
Das Wasser im Meer ist eiskalt! Trotzdem habe ich mir heute darin tapfer meine Haare gewaschen. Neben an hat eine Fjordpferd-Stute mit ihrem Fohlen geweidet, einfach rührend idyllisch. Man sieht viele Kühe, Schafe und manchmal Pferde. Ich habe begonnen, Tagebuch zu schreiben.
Tag 9
Sitzen am wohl bisher schönsten Übernachtungsplatz unserer bisherigen Reise: Am „Abwärtsweg“ von Geiranger Richtung Bergen. Schafe, Berge und Wasser wohin das Auge reicht, untermalt von Sonnenschein.
Die Überfahrt nach Geiranger war noch schöner als erhofft! Tausend kleine Wasserfälle sind an uns vorbeigezogen, perfekt ausgeleuchtet von strahlendem Sonnenschein.
Geiranger selbst ist äußerst touristisch. Mittlerweile haben wir seit drei Tagen kein Internet mehr, was uns überhaupt nicht stört. So haben wir von Geiranger ganz oldschool ein paar Postkarten nach Hause geschickt, bevor wir uns mit dem Wohnmobil auf den Abwärtsweg gemacht haben.
Und hier ist es nun so schön, dass wir beschließen, einfach noch länger zu bleiben, bis uns die Vorräte ausgehen. Wir sind völlig alleine, einige Stunden von der nächsten Ortschaft entfernt und geborgen in völliger Ruhe. Nur die Schafe leisten uns Gesellschaft, manchmal lasse ich sie bei meinen Nachos mitnaschen. So süß! Die meisten haben zwei Babys bei Fuß.
Wir füllen jeden Abend das Wasser für das Wohnmobil am vorbeifließenden Bach auf, lesen viel und genießen die Einsamkeit. Manchmal spazieren wir los, stundenlang in eine Richtung, an unbewohnten Bergbauernhöfen, Schluchten und Felsspalten vorbei, so lange bis wir müde werden und wieder umdrehen.
Ich merke, wie ich von Tag zu Tag ruhiger werde und Kreativität schöpfe.
21:50 (Tagebuchnachtrag aus dem Bett):
War gerade erstmals nicht im Meer, sondern im Wohnmobil duschen, mit Seife und warmen Wasser, was für ein Luxus! Ich bin gerade so unsagbar glücklich, zufrieden und selig. Mein Gesicht ist eingecremt und ich trage ein frisches Schlafshirt, das wunderbar nach Waschmittel duftet. Es ist so kuschelig hier drinnen! Wann konnte mich zum letzten Mal eine Dusche so glücklich machen? Das Leben kann so easy sein, wenn man es lässt…
Tag 13 – Wetterumschwung
Als wir nach der 4. Nacht auf unserem Traumplatz an der Talabfahrt von Geiranger aufwachen, regnet es in Strömen. Unendliche Erleichterung, dass wir Alesund, Geiranger, die Gletscher und diese wunderschöne Umgebung noch bei Sonnenschein und blauem Himmel erlebt haben, denn jetzt ist Norwegen in Grau gehüllt und es ist schlagartig kalt geworden.
Da auch unsere Vorräte langsam zu Ende gehen und wir kaum noch zu trinken haben, packen wir uns zusammen und machen uns auf den Weg in die nächste kleine Ortschaft namens Stryn.
In einem kleinen Supermarkt kaufen wir Obst und Gemüse, Pasta, Wein und Mineralwasser und kehren anschließend in ein kleines Café ein, wo uns die entzückendsten Kellnerinnen der Welt bewirten. Genau so gut könnten sie als Topmodels arbeiten. Wieder einmal stelle ich den unbestreitbaren Zusammenhang zwischen dem Norden und Schönheit fest.
Auf unserem Tisch liegt ausbereitet neben Kaffee und unserem Mittagessen die Landkarte.
Gut gelaunt beginnen wir mit der Routenplanung für die kommenden Tage.