good times in Ao Nang
22. Januar 2016blurryface
27. September 2016Als ich das erste Mal davon gehört habe, fand ich es auch befremdlich.
Ach was, ich fand es oberekelig! Haare waschen ohne Shampoo? Unmöglich. Ist ja widerlich!
Und trotzdem habe ich es versucht- und bin dabei geblieben. Heute kann ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen, herkömmliches Shampoo zu benützen. Meine Haare sind gesund, seidig und gleichzeitig griffig und benötigen dafür endlich keine hundert Produkte mehr.
Was ich jahrelang mehrmals wöchentlich in meine Haare geklatscht habe, realisiere ich tatsächlich erst, als ich meine liebevoll gehorteten Tuben und Tiegelchen nach der Umstellung auf no-poo ausmiste. Anti-Fett Shampoo im Wechsel mit Shampoo für trockende und/oder besonders empfindliche Kopfhaut, Conditioner für feines Haar, glattes Haar, lockiges Haar, – je nach dem, – eine tiefenpflegende Kur, leave-in-Conditioner, Hitzeschutz, …
Ehrlich, es ist mir ein bisschen peinlich, als ich die ganze Produktpalette aus dem Badezimmer trage. Ein Wunder, dass noch keine chemische Reaktion stattgefunden hat, bei der mein Kopf explodiert ist.
Aber soll es wirklich ganz ohne gehen? Ich bin wieder einmal neugierig und in einer Situation, in der es möglich ist, auch mal mit weniger schicken Haaren herumzurennen: Im Urlaub.
Also wage ich im Sommer 2016 das Experiment. Endlich geht’s los, ich freue mich schon auf die bombastische Mähne, von der alle no-poo-Anhänger schwärmen!
Nach 7 Tagen ohne Schaumbad sehen meine Haare aus, wie sie nach dem ersten Shampooentzug bei angeblich jedem aussehen: Grässlich und ungepflegt. Der Geruch ist auch nicht so toll. Da ich bereits weiß, dass das normal ist, beiße ich die Zähne aufeinander und übe mich in Geduld. Zwischen 3 und 6 Wochen soll es dauern, bis sich die Haare an ihr neues Leben gewöhnt haben und die Talgproduktion reduzieren. Das ist die Zeit, in der die meisten rückfällig werden und aus Verzweiflung wieder zur Shampooflasche greifen.
Ich bürste meine Haare täglich mit einer Naturbürste mit Wildschweinborsten, spüle mit klarem, kalten Wasser und einem Schuss Apfelessig und merke erstaunlicherweise schon nach zwei Wochen: Oha, es tut sich was! Meine Kopfhaut hört endlich auf zu jucken und übermäßig zu fetten, mein Haar fühlt sich zunehmend griffiger an, ist in den Spitzen allerdings extrem trocken. Den Talg am Ansatz entferne ich alle fünf Tage mit Roggenmehl oder Heilerde, die Spitzen pflege ich mit Kokosfett. Ganz zufrieden bin ich mit dem Ergebnis allerdings noch nicht.
In Woche 3 entdecke ich DAS Produkt für mich: Lavaerde. Mit warmem Wasser angerührt ergibt sie eine weiche, angenehme Konsistenz, die sich einfach auf der Kopfhaut verteilen lässt. Nach dem Ausspülen fühlt sich mein Haar auch ohne Apfelessigspülung weich und gut an! Und nachdem es fertig mit trocknen ist, bin ich restlos begeistert: Weiche, glänzende Wellen fallen auf meine Schultern und meine Kopfhaut fühlt sich frisch und gesund an. Genial.
Achja, wie riecht das Ganze? Nach sauber gewaschenem Haar ohne künstliche Duftstoffe.
Dass ich mit no-poo dazu beitrage, die Umwelt zu schonen und noch dazu Geld spare, sind auch schöne Nebeneffekte. In erster Linie bin ich aber dankbar dafür, dass ich dem Shampoo-Hamsterrad entkommen bin!